
AZ 510 IN 165/12
Meine Abschlussarbeit an der Fotoakademie Köln beschäftigt sich inhaltlich mit der allgegenwärtigen Vergänglichkeit in mittelständischen Unternehmen.
Im Mittelpunkt steht die Krise eines Unternehmens, eine Insolvenz. Hierzu habe ich ein Unternehmen exemplarisch und als Stellvertreter für alle anderen Unternehmen in der Krise begleitet und eine Momentaufnahme der aktuellen Situation erstellt. In dieser Ausnahmesituation ist das Unternehmen geprägt durch die Ungewissheit, die Langsamkeit, das Zögerliche.
Ich habe diesen Zustand beobachtet und dokumentiert. Die Serie ist ein Versuch dem Betrachter ein Eintauchen in die Situation, das Annähern an die Gefühlslage der Betroffenen zu ermöglichen.
Die schwierige wirtschaftliche Situation ist ein gesellschaftliches Problem, das sich durch alle Schichten und Unternehmensgrößen zieht – „die Dinge sind ins Rutschen geraten und jedes Unternehmen kann jederzeit in den Strudel globaler Wirtschaftsinteressen und -entwicklungen gelangen“. Gleichzeitig ist das Thema Insolvenz in unserer Gesellschaft aktuell und allgegenwärtig – konkretes Wissen über diesen Vorgang ist jedoch im Allgemeinen, außerhalb von Expertenkreisen und den berufsmäßig damit Befassten, eher gering.
Meine Intention liegt darin, dem Betrachter einen Einblick in eine solche Krisensituation zu geben. Hierbei interessiert mich weder das einzelne Unternehmen, noch die involvierten Personen. Auch interessiert mich weniger die Situation nach der Insolvenz, sondern die Lähmung des Betriebes während des Verfahrens, der sich für die Beteiligten wie eine Zwischenwelt, wie ein Niemandsland anfühlt.
Als fotografische Auseinandersetzung untersuche ich, wie sich diese Zwischenwelt anfühlt. Wie eine Insolvenz visualisiert werden kann? Was macht eine solche Krise mit den Menschen und mit der Gemeinschaft? Was passiert in dieser Gemeinschaft, wenn eine solche Situation eintritt, die Geschäftsführer den Gang zum Amtsgericht antreten und man trotzdem ganz „normal“ zur Arbeit geht?
Diese Momente während bzw. kurz vor dem wirtschaftlichen Existenzverlust versuche ich mit meiner Arbeit einzufangen und einen Einblick zu gewähren. Das Unternehmen im Mittelpunkt meines Projektes steht dabei symbolhaft für die Situation im deutschen Mittelstand: Es macht greifbar, was eine derartige bedeutet. Daher ist der Name des Unternehmens (Hein Gericke) für die Serie nicht relevant und findet sich auch nicht in den einzelnen Bildern – die Anonymität verstärkt die angestrebte Stellvertreterrolle, ebenso wie der Titel „AZ 510 IN 165/12“.